Pastorin Fallbrüg zum 4. Advent

Liebe Wohltorferinnen und Wohltorfer, liebe Heilig-Geist Gemeinde,

sehr gern hätte ich mich mit Ihnen an den vier Adventskerzen in der Heilig-Geist Kirche erfreut, den Klängen der Orgel gelauscht, allerschönste Adventslieder mitgesummt und Text und Musik in mir nachklingen lassen. Wir hätten gemeinsam gebetet, die Worte der Bibel in dem Augenblick miteinander neu gehört und trotz Abstand und Maskenpflicht wären wir uns begegnet.

Den ganzen Gottesdienst hier als pdf zum Download oder …

Das Covid-Virus verlangt uns viel ab und zugleich tauchen neue Ideen und alte Kulturtraditionen auf. Briefe schreiben zum Beispiel. Ob digital geöffnet oder als Papierpost gelesen, ermöglichen sie die Weitergabe von Gedanken und schaffen Verbindung im Schreiben, Lesen und Teilen.

So schreibe ich Ihnen heute gern zum 4. Advent 2020 und lade Sie ein die Lichter am Adventskranz zu entzünden und mit jedem Licht, das brennt, der Hoffnung Raum zu geben, die in Ihnen ist. Hoffen und Warten machen für mich den Advent aus.

Hoffen auf etwas, das wir sehnlichst wünschen und brauchen und warten, er-warten, was uns zugesagt ist.

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Philipper 4,4.5b)

Glauben teilen in Briefen, Podcasts, Videobotschaften, am Telefon, beim Spazieren gehen zu zweit oder am Kaffeetisch.

Sich über die Zeit verbinden, mit den vielen Generationen vor uns, die mit Psalmen mit Gott ins Gespräch gegangen sind.

Psalm 102 in Auszügen

13 Du aber, HERR, du thronst für immer und ewig und das Gedenken an dich dauert von Geschlecht zu Geschlecht.

14 Du wirst dich erheben, dich über Zion erbarmen, denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, die Stunde ist da.

16 Dann fürchten die Völker den Namen des HERRN und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.

17 Denn der HERR hat Zion dann wieder aufgebaut, er ist erschienen in seiner Herrlichkeit. 18 Er hat sich dem Bittgebet der verlassenen Stadt zugewandt, ihre Bittgebete hat er nicht verschmäht.

20 Denn herabgeschaut hat der HERR aus heiliger Höhe, vom Himmel hat er auf die Erde geblickt,

21 um das Seufzen der Gefangenen zu hören, zu befreien, die dem Tod geweiht sind, 22 damit sie den Namen des HERRN auf dem Zion verkünden und sein Lob in Jerusalem, 23 wenn sich dort Völker versammeln, Königreiche, um den HERRN zu verehren.

Schon bist du nah, ewiger Gott

Sehnsüchtig schauen wir aus nach dem Morgenstern.

Geh über uns auf mit deinem Licht.,

damit wir die Nacht hinter uns lassen.

Dir gehört unser Hoffen heute und alle Tage. AMEN

Gerade jetzt im Advent wäre es schön, gemeinsam die Tore hoch zu singen und die Tore weit. Tochter Zion mit Freude zu begrüßen oder noch einmal nachzusinnen, wie wir ihn empfangen können, wenn er kommt – der besondere Gast.

 

O komm, o komm, du Morgenstern

1. O komm, o komm, du Morgenstern,
lass uns dich schauen, unsern Herrn.
Vertreib das Dunkel unsrer Nacht
durch deines klaren Lichtes Pracht.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.

2. O komm, du Sohn aus Davids Stamm,
du Friedensbringer, Osterlamm.
Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei
und von des Bösen Tyrannei.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.

3. O komm, o Herr, bleib bis ans End,
bis dass uns nichts mehr von dir trennt,
bis dich, wie es dein Wort verheißt,
der Freien Lied ohn Ende preist.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.

 

Das Evangelium, das für den vierten Advent steht im Lukasevangelium im 1. Kapitel und stimmt mich auf die kommende Woche ein.

 

Die Ankündigung der Geburt Jesu

26 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret

27 zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. 29 Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben.

32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? [2] 35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. 36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat.

37 Denn für Gott ist nichts unmöglich.

38 Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

 

Die Begegnung zwischen Maria und Elisabet

39 In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.

40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.

41 Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt

42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.

43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

44 Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.

45 Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

46 Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn

47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.

50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.

51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

52 er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.

53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. 54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen,

55 das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

56 Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

 

Nun komm, der Heiden Heiland

Nun komm, der Heiden Heiland,
der Jungfrauen Kind erkannt,
das sich wunder alle Welt,
Gott solch Geburt ihm bestellt.

Er ging aus der Kammer sein, 
dem königlichen Saal so rein,
Gott von Art und Mensch, ein Held;
sein‘ Weg er zu laufen eilt.

Sein Lauf kam vom Vater her
und kehrt wieder zum Vater,
fuhr hinunter zu der Höll
und wieder zu Gottes Stuhl.

„Dein Krippen glänzt hell und klar,
die Nacht gibt ein neu Licht dar.
Dunkel muss nicht kommen drein,
der Glaub bleibt immer im Schein.“

Lob sei Gott dem Vater gtan;
Lob sei Gott seim eingen Sohn,
Lob sei Gott dem Heilgen Geist
immer und in Ewigkeit.

 

“Sie ist guter Hoffnung“, hieß es früher mal, wenn davon gesprochen wurde, dass eine Frau schwanger ist. Gute Hoffnung braucht es beim Kinder kriegen. Die Hoffnung, dass das Kind gesund zur Welt kommt. Hoffnung, dass auch in schwierigen Situationen das Leben gelingen wird. Maria war guter Hoffnung und stimmt ein Loblied an.

 

Hoffen und Warten, dafür braucht es Zuversicht, dass das Warten sich lohnt und die Hoffnung nicht unbegründet ist. In dieser besonderen Zeit brauchen wir Zuversicht, dass wir gut durch diese Pandemie kommen. Um diese Zuversicht in die Welt zu tragen hat sich die Nordkirche die Aktion: Hoffnungsleuchten einfallen lassen. Erleuchtete Kirchtürme, Sterne zum Weitergeben und Botschafterinnen und Botschafter, die Hoffnungsleuchten in die Stadt tragen.

Worauf hoffe ich in diesen Tagen? Die Zeiten, dass ich die Spannung vor dem Heiligen Abend kaum aushalten kann, weil ich mich sosehr auf die Geschenke freue, sind für mich vorbei. Ich freue mich immer noch, wenn ich etwas geschenkt bekomme, doch dieses Sehnen, Hoffen hat sich mit den Jahren verändert. Mein Herzenswunsch in diesem Jahr, wie sieht er aus? Dürfen es auch mehr sein?

Worauf hoffen Sie, an diesem Weihnachten 2020? Welche Hoffnung möchten Sie mit anderen teilen?

 

Als Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt haben wir versucht, das Hoffnungsleuchten zu denen zu tragen, die Zuversicht im Beruf brauchen. Für viele sind die wirtschaftlichen Perspektiven gerade ungewiss. Wie lange wird sie noch dauern, die Pandemie? Reichen die Überbrückungshilfen, um das Geschäft aufrecht erhalten zu können? Was kommt nach der Kurzarbeit? Werden wir jetzt Tag für Tag in Videokonferenzen sitzen? Ist Homeoffice die Lösung oder entstehen hier neue Probleme? Mit Zuversicht dem Leben begegnen, Glauben und Hoffnung teilen.

 

“Hamburgs Halle der Hoffnung“, so titelt zum Wochenende das Hamburger Abendblatt. Bald kommt er, der Impfstoff. Mit ihm verbindet sich die Hoffnung, dass wir eines Tages wieder unbefangen Gottesdienst feiern, ins Theater gehen, im Chor singen, Freunde treffen oder reisen können. Die Airlines melden, dass die Ankündigung des Impfstoffs schon zu ersten Buchungen geführt hat. Wir können es kaum erwarten. Und müssen doch erst einmal abwarten, bis wir dran sind. Bis alle dran waren. Und was wird mit denen, die sich nicht impfen lassen wollen? Wir werden noch verhandeln müssen miteinander, wie das gehen kann mit der Freiheit und mit der Verantwortung. Doch brauchen wir sie, die Hoffnung, dass wir im kommenden Jahr ohne Voranmeldung, einfach so miteinander auf Weihnachten zugehen können.

Worauf freue ich mich, wenn die Pandemie vorbei ist? Was werde ich machen? Wohin werde ich reisen? Wen werde ich einladen?

 

Die Adventslieder, sie sind für mich in jedem Jahr wie ein Hoffnungsleuchten. Die Zuversicht, dass das Dunkel nicht bleibt, das es erhellt wird. Dass die Menschen, die am Rad drehen nicht allein sind. Dass wir Menschen immer wieder die Zuversicht finden uns den Fragen und Aufgaben zu stellen, die anstehen, weil Gott mitten unter uns ist. Und dass die, die unter Gewalt und Not leiden müssen, nicht vergessen sind.

 

Die Nacht ist vorgedrungen

1) Die Nacht ist vorgedrungen, 
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen 
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

2) Dem alle Engel dienen, 
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen 
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden, 
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden, 
wenn er dem Kinde glaubt.

3) Die Nacht ist schon im Schwinden, 
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden, 
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet, 
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet, 
den Gott selbst ausersah.

4) Noch manche Nacht wird fallen 
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen 
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, 
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte 
kam euch die Rettung her.

5) Gott will im Dunkel wohnen 
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen, 
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute, 
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute, 
kommt dort aus dem Gericht.



Jedes Gebet ein Hoffnungsleuchten

Das Licht wird wiederkehren,
das hast du verheißen.
Die Schatten des Todes werden verschwinden,
auch das hast du uns verheißen,
du Gott des Lebens.
Wir warten.
Wir sehnen uns nach Licht und Leben.
Komm.

Komm zu den Kranken und Infizierten,
an den Beatmungsgeräten und
auf den Intensivstationen.
Komm zu denen,
die sie behandeln und begleiten.
Vertreib die Schatten des Todes.
Komm.

Komm zu den Familien,
in Anspannung und Sorge.
Komm zu den Alleingelassenen,
die sich vor Weihnachten fürchten.
Vertreib die Finsternis.
Komm.

Komm zu den Mächtigen
und gib ihnen Liebe zur Gerechtigkeit.
Komm zu den Einflussreichen
und wecke ihre Liebe zum Frieden.
Komm zu deiner Kirche
und mache uns zu Hoffnungsboten.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens,
du Gott des Lebens.
Wir warten auf dich.
Komm.

 

Was bewegt Sie in diesen Tagen? Für wen möchten Sie beten?

 

Die Hoffnung auf Weihnachten ist berechtigt. Nicht auf Weihnachten in einer sicheren, planbaren und heilen Welt – das war damals zu Christi Geburt nicht so und ist es auch heute nicht. Aber die Hoffnung auf Weihnachten, in dem die Liebe in vielfältigster Weise gerade in unsere unsichere Welt hinein geboren wird.

Zum Hoffnungsleuchten gehört ein Vers aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom. Mit diesen Worten möchte ich Ihnen von Herzen ein gesegnetes, besinnliches und friedvolles Weihnachtsfest wünschen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, so dass ihr Hoffnung habt durch die Kraft des heiligen Geistes. (Römer 15,13)

 

Ihre / Eure

Renate Fallbrüg