Die Johannespassion von Leonard Lechner

Foto: OLANDOviolsKein gewöhnliches Leben… und vieles liegt im Dunklen. Schon das Geburtsjahr von Leonhard Lechner kann nur annähernd festgelegt werden; belegt ist, dass er von 1566 bis 1570 als Kapellknabe am Hof in München ein Schüler des bedeutenden italienischen Komponisten Orlando di Lasso war. Lechner verehrte seinen Lehrer zeitlebens und wurde zum wichtigsten Vermittler des musikalischen Stils di Lassos für die evangelische Kirchenmusik und das deutsche Lied.

Aktenkundig nachweisbar ist Leonard Lechner erstmals im Jahr 1575 in der Reichsstadt Nürnberg. Sein Nürnberger Wirken war durchaus von Anerkennung und Erfolgen begleitet, dennoch war er mit seiner Stellung dort auf Dauer nicht zufrieden. Er wechselte an den Hof des Grafen Eitel Friedrich von Hohenzollern-Hechingen und hatte dort die Leitung der lokalen kleinen, aber leistungsstarken Schar von Musikern. Nach einem Jahr geriet er jedoch in heftige Auseinandersetzungen mit seinem Dienstherrn. Er bestimmte einen Sohn von Orlando di Lasso eigenmächtig als seinen Nachfolger und bewarb sich mit Empfehlungsschreiben von Herzog Wilhelm V. und Orlando di Lasso um die Stelle des Hofkapellmeisters in Dresden. Anschließend verließ er Hechingen vorzeitig, ohne förmliche Entlassung. Der tiefere Grund des Streits ist nicht überliefert. Sein Dienstherr erklärte ihn daraufhin für vogelfrei. Doch Lechner widersetzte sich in einem Schreiben mit ungewöhnlich respektlosem Tonfall der Aufforderung des Hechinger Grafen zur Rückkehr. Das kostete ihn das Amt des Hofkapellmeisters in Dresden.

Seine neue Wirkungsstätte: Stuttgart. Er arbeitete sich empor, zunächst als „Musikus“ in der „Stuttgarter Hofmusik“, dann als Hofkomponist und schließlich Leiter der Hofkapelle. In dieser Amtszeit, die bis zu seinem Tod dauerte, erreichte die Stuttgarter Hofkapelle eine bedeutende künstlerische Expertise.

Lechners Gesamtopus – Motetten, Messen und andere kirchenmusikalische Werke einerseits und verschiedene Ausprägungen des deutschen Liedes (Chorsänger kennen sein innig-trauerndes „Gott b´hüte dich“ … „ach, Scheiden macht uns die Äuglein nass“) – ist hauptsächlich durch einige mehrfach aufgelegte Nürnberger Drucke überliefert; außer einem Stuttgarter Druck der Johannes-Passion von 1554 scheint er danach nichts mehr veröffentlicht zu haben. Auch von seinem handschriftlichen Nachlass ist das meiste verloren gegangen. Vieles liegt im Dunklen.

Lechner überragt seine Zeitgenossen an künstlerischer Kraft und Leidenschaft. Insbesondere seine Johannespassion stellt nicht nur einen Höhepunkt in der Geschichte der durchkomponierten Figuralpassion dar, sondern gehört zu den eindrucksvollsten Schöpfungen der ganzen Geschichte der Passionsmusiken.

Lechners Johannespassion wird sehr selten aufgeführt. Googelt man Lechner Pass… so öffnet sich nicht etwa ein Fenster zur Lechner Passion, sondern zu einem bayrischen Passivhaus-Hersteller. Höchste Zeit, dieses besondere Werk zum Leben zu erwecken, es der Passionsgemeinde bekannt zu machen und ans Herz zu legen.

Die Aufzeichnung der Wohltorfer Lechner-Passionsmusik mit dem Ensemble „wohltorf vokal“ (Andrea Wiese – Sopran, Almut Stümke – Alt, Tim Karweick – Tenor, Julian Redlin – Bass) und dem Gambenconsort „ORLANDOviols“ (Marthe Perl, Julia Vegri, Christian Heim, Giso Grimm (siehe Abbildung)) wird zum Beginn der Karwoche am Palmsonntag, 28.3.2021, 17.00 Uhr für Sie freigeschaltet.

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