Predigt 11.05.2025 - Konfirmation Aumühle

I. Tage wie diese

Es gibt Tage im Leben,

die sind anders als alle anderen.

 

Es gibt Tage im Leben,

nach denen geht das Leben anders weiter,

anders als es vorher jemals war.

 

Vielleicht wisst ihr,

was ich meine.

Und vielleicht kennt ihr solche Tage auch.

 

Das sind Tage,

die sind so schwer wie Gold.

Und sie sind ganz funkelnd schön.

Und sie sind so wichtig,

dass man noch mehr Fotos macht als sonst.

 

Das sind Tage,

da sagt man zu sich selbst:

Jetzt habe ich einen Meilenstein geschafft.

Ein historischer Moment.

Ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Ich mache einen großen Schritt.

 

Und die anderen Leute sagen:
„Gut gemacht.

Wie wunderbar.

Wir gratulieren.“

 

Und dann wird manchmal auch gefeiert.

Und alle sind chic angezogen.

Und es gibt Kaffee und Torte.

Festtagsessen mit den geputzten, silbernen Serviettenringen.

Bunte Luftballons sind da

und die Tante aus Amerika.

Geschenke auch.

Und zwei, drei Leute halten Reden.

Alles ist sehr feierlich.

Jemand wirft Konfetti.

So ist das dann.

 

Es gibt Tage im Leben,

die sind eben anders als alle anderen.

 

Da kommt man von der Kita in die Schule,

oder von der Schule in die Ausbildung.

Da gibt’s den Führerschein,

den ersten Job,

die erste eigene Wohnung.

Und der HSV steigt wieder in die erste Liga auf.

 

An Tagen wie diesen,

da wünscht man sich Unendlichkeit.

Denn alles ist dann anders als es vorher war.

Denn alles ist dann wirklich neu und wunderbar.

 

II. Konfirmation

Aber,

liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

und liebe Familien und Freunde,

ich fürchte,

ich muss jetzt einmal Spielverderber sein.

 

Denn so ein Tag ist heute nicht.

 

Natürlich:

Heute feiern wir.

Und wie.

Ein ganzer Tag,

ganz nur für euch.

Und alle sind chic angezogen.

Und es gibt Reden.

Und auch gutes Essen,

Geschenke ganz bestimmt.

Und alle Freunde sind auch da, um euch zu gratulieren.

 

Aber morgen ist Montag.

Morgen ist Schule.

 

Die erste eigene Wohnung muss noch warten.

Der erste richtige Job wohl auch.

Ich hab‘ auch keinen Führerschein für euch.

Und der HSV …

 

Das nächste Kapitel im Buch des Lebens,

ich glaube,

es fängt heute noch nicht an.

 

Aber wenn es das heute noch nicht ist,

was dann?

Denn wir sind ja heute hier zum Feiern.

 

Was also passiert zwischen heute und morgen.

Was wird morgen anders sein?

 

Darüber hab‘ ich nachgedacht.

 

III. Heilige Worte

Und meine Antwort darauf ist:

 

Zwischen heute und morgen

steht ein Segen.

Zwischen heute und morgen stehen 34 heilige Worte.

 

Gott der Vater, der das Leben schafft,

Gott der Sohn, der uns das Leben lehrt,

und Gott der Heilige Geist, der uns durchs Leben führt,

er segne und bewahre dich,

jetzt und allezeit.

Amen.

 

Zwischen heute und morgen stehen 34 heilige Worte.

Und sie stehen da heute nur für euch:

  • Catharina

  • Mia

  • Merle

  • Mathies

  • Tassilo

  • Constantin

  • Bjarne

  • Simon

  • Alexander

  • Leonard

  • Lion

  • Caspar

  • Fritz

  • Marie

  • Bent

  • Greta

  • Lucie

  • Clara.

In diesen 34 Worten

spannt sich ein ganzes Leben auf,

auch eures.

Das, was war und wo ihr herkommt.

Das, was ist und wo ihr seid.

Und das, was wird und wo es hingeht.

 

Diese Worte sollen euch stärken.

Denn das heißt confirmare doch.

Ich habe extra nochmal nachgeschaut:

confirmo, confirmare.

Latein,

heißt zuallererst

stärken,

kräftigen,

und sichern.

Es heißt aber auch:

ermutigen und trösten.

 

Beides braucht man wohl im Leben.

Die Stärkung.

Und den Trost.

Mal das eine.

Mal das andere.

Und man braucht Momente,

die nur dafür da sind.

 

Deswegen sind wir heute hier.

Nicht wegen eines völlig neuen Kapitels im Buch des Lebens.

Das war vielleicht ganz früher einmal so.

 

Heute ist es eher wie ein Boxenstopp,

für eine Pause im ewigen Fluss der Dinge und der Welt.

um mit Euch und euren Familien zusammen zu schauen,

auf das Woher

und auf das Jetzt

und auf das Wohin.

 

Und um über euch die 34 heiligen Worte zu sagen

und mit ihnen Kraft zu Tanken und Mut.

Wenn es sein muss auch Trost.

In jedem Fall aber einen Segen,

der euch begleitet.

 

So reiht ihr euch ein

in die Geschichte des Lebens,

und der Menschen …

 

IV. Woher

… mit Gott, dem Vater, der das Leben schafft.

 

Der schuf auch euch.

So wie damals die Sterne, die Erde und das Meer.

Das ist das Woher.

 

Und heute,

gerade heute,

ist es so,

als wäre es erst gestern gewesen.

 

Ich stelle mir jedenfalls vor,

dass ihr heute so denkt und fühlt,

liebe Eltern.

 

Als ob es gestern erst gewesen wäre.

Als eure Kinder da gesessen haben,

zwischen Puppen und Autos,

zwischen dicken Tränen über ein kaputtes Knie und einer Schniefnase,

und dem Traum vom einfach fliegen Können über hohe Häuserdächer.

 

Es ist doch,

als ob es gestern erst gewesen wäre.

das mit den Unmengen an Nudelsauce im Gesicht,

hoch hinauf bis zu den Haaren.

Und als ihr Konfis immer ins Bett musstet,

bevor die wirklich wichtigen Dinge passieren.

„Das ist noch nichts für dich.“

So haben sie gesagt, die Großen.

Und:
„Erst wenn du selbst groß bist,

dann darfst du das auch.“

 

Und heute sind wir hier.

Und aus dem Kinderzimmer seid ihr rausgewachsen.

Und aus den kleinen Gummistiefeln zum in die Pfützen Springen auch.

 

Herausgewachsen auch aus der Zeit,

in der die Großen immer zweifelsfrei wussten,

was gut für euch ist

oder es zu wissen glaubten.

 

Ganz so einfach ist das nun nicht mehr.

Und das ist gut so.

Und manchmal ist das anstrengend und schwer.

Für beide Seiten.

Aber auch das ist gut so.

V. Jetzt

So reiht ihr euch ein

in die Geschichte des Lebens,

und der Menschen …

 

… mit Gott dem Sohn, der uns das Leben lehrt.

Der lehrt auch dich.

Das ist das Jetzt.

 

So geht ihr durch eure Welt,

die manchmal einiges von euch verlangt

und die unsicherer geworden ist

und verworrener als vor noch ein paar Jahren.

Leider.

 

So geht ihr durch eure Welt,

schon jetzt oft beinah wie die Großen,

mit vollem Kalender,

ziemlich selbstständig,

im Hin und Her und Auf und Ab

zwischen Erfolg Haben und Fehler machen,

durch Hohes und Tiefes.

 

Da sind die Mathestunden,

oder dieses leidige Französisch,

die Momente,

in denen du nicht weißt, was du sagen sollst

und die, in denen du mal lieber nichts gesagt hättest.

 

Da sind deine Freunde,

die echten,

die es gut mit dir meinen und die wirklich immer da sind.

und da sind die anderen.

Und du weißt genau, wo der Unterschied liegt,

weil du es gefühlt hast.

 

Du weißt auch schon,

dass es Dinge gibt,

die man nicht ändern kann,

und die schief gehen,

obwohl du alles dafür getan hast,

was du konntest.

 

So geht ihr durch eure Welt.

Der eine lauter,

die andere leiser.

Mit dem, was ihr könnt

und vor allem mit dem,

was und wie ihr seid:

Wunderbar gemacht.

Und nicht nur für eure Familien einzigartig.

 

Das haben Frauke, Steffen und ich

in unserer gemeinsamen Zeit mit euch erlebt.

 

Es war eine schöne Zeit,

vom Tablequiz angefangen,

mit Fragen wie der, wofür das Logo der Bahnhofsmission steht,

die wir besucht haben,

an welchem Tag das Kirchenjahr beginnt,

oder wieviele Nadeln ein Weihnachtsbaum hat.

 

Vom Matratzendomino

und Tanzen zur Musik vom „Roten Pferd“,

dass sich wegen der Fliege einfach umgekehrt hat,

übers Abendmahlfeiern

und sehr, sehr angeregten Diskussionen über das Glaubensbekenntnis,

 

bis zu euren Filmen über Jesusgeschichten,

euren Gedanken über den Tod und ob danach etwas ist

und wenn ja, was und wie und für wen.

Und noch viel, viel mehr.

 

Wir haben leuchten sehen,

was in euch steckt.

 

Und wir ahnen,

mit welchem Licht ihr noch strahlen könnt,

wenn ihr wollt …

und wenn es so weit ist.

 

VI. Wohin

So reiht ihr euch ein

in die Geschichte des Lebens,

und der Menschen …

 

… mit Gott dem Heiligen Geist, der uns durchs Leben führt.

Er führt auch euch.

 

Wohin genau?

Das ist noch ein Geheimnis.

Und das ist auch gut so.

 

Ihr werdet eure Wege trotzdem finden.

Manchmal mutig,

und stark

und mit großem Vertrauen

zu euch selbst:

und in das, was ihr könnt,

so wie der Petrus in der Geschichte vorhin.

 

„Und Petrus stieg aus dem Boot

und ging auf dem Wasser.“

 

Und manchmal mit der Erfahrung,

dass nicht alles glatt geht,

was man sich wünscht,

mit der Angst zu scheitern,

mit der Angst vor dem,

was du noch nicht kennst.

 

„Und er erschrak und begann zu sinken.“

 

Beides gehört wohl zusammen.

 

Aber ihr habt ja vorhin gehört:

Es gibt ja einen, der euch die Hand reicht.

Und das heute besonders.

 

Auf ins wilde Leben also,

das voll ist von Möglichkeiten

und voll ist von Träumen.

Wir wünschen euch heute,

dass sie wahr werden.

 

Das eine,

was ihr dafür braucht,

das ist schon da.

Es leuchtet in euch.

Und bei euch.

Und um euch.

Seht euch nur mal um.

 

Und das andere,

das sprechen wir gleich noch dazu:

34 heilige Worte,

nur für euch,

den Segen Gottes,

für euer woher,

für euer Jetzt

und für alles,

was noch kommt.

 

Und ja:

Schule ist dann morgen trotzdem.

Aber vielleicht ja,

ganz vielleicht,

dann doch ein wenig anders als sonst.

 

Amen