Pastorin Renate Fallbrüg: Gottesdienst für zuhause – 1. Sonntag nach Epiphanias

10. Januar 2021

Über das noch frische Jahr steht die Jahreslosung 2021:

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lk. 6.36)

Den ganzen Gottesdienst als pdf zum Download oder hier …

 

 

1. Du höchstes Licht, du ewger Schein,
du Gott und treuer Herre mein, 
von dir der Gnaden Glanz ausgeht 
und leuchtet schön so früh wie spät. 

2. Das ist der Herre Jesus Christ,
der ja die göttlich Wahrheit ist,
mit seiner Lehr hell scheint und leucht‘,
bis er die Herzen zu sich zeucht. 

3. Er ist das Licht der ganzen Welt,
das jedem klar vor Augen stellt
den hellen, schönen, lichten Tag,
an dem er selig werden mag. 

4. Den Tag, Herr, deines lieben Sohns
lass stetig leuchten über uns,
damit, die wir geboren blind,
doch werden noch des Tages Kind‘ ,

5. und wandeln, wie‘s dem wohl ansteht,
in dessen Herzen hell aufgeht
der Tag des Heils, die Gnadenzeit,
da fern ist alle Dunkelheit.



Wie die Magier, die Könige aus dem Morgenland konnten wir uns in den Weihnachtstagen zur Krippe aufmachen, ein wenig dastehen und das Geschehen auf uns wirken lassen. Gott kommt uns nah, klein und verletzlich.

Jetzt begegnen wir dem Licht, dem Sohn, dem Christus.

 

Psalm 89 in Auszügen

2 Ewig will ich die Gnade besingen, die der Herr erwiesen hat. Auch den künftigen Generationen will ich verkünden, wie treu du bist.

3 Ja, ich weiß: Deine Gnade erweist du immer wieder neu, deine Treue steht fest wie der Himmel.

4 ´Du hast gesagt:` »Ich habe einen Bund geschlossen mit dem Mann, den ich erwählt habe, meinem Diener David habe ich geschworen:

5 Ich will deinem Königsgeschlecht für immer Bestand geben, deinen Thron festige ich jetzt und in allen künftigen Generationen.«

27 Er wird zu mir rufen: ›Du bist mein Vater! Du bist mein Gott, mein Fels und meine sichere Rettung!‹

28 Und ich will ihn zu meinem erstgeborenen Sohn ernennen, zum höchsten unter allen Königen der Erde.

29 Für immer will ich ihm meine Gnade erweisen, und mein Bund mit ihm soll für alle Zeiten Bestand haben.

30 Sein Königsgeschlecht will ich für immer erhalten und seinen Thron, solange der Himmel besteht.

 

Gebet

Aushalten, verantwortungsvoll sein und hoffen, so ist es gerade, barmherziger Gott.

Und in allem, was uns in diesen Tagen nervt und mürbe macht; mit allem, was uns

hoffen und nach vorn blicken lässt wenden wir uns dir zu.

Dein Licht leuchtet für uns auf, wie ein Morgenstern am Himmel: Orientierung, Hoffnungsschimmer und Gewissheit. Grund ewiger Freude mittendrin im Leben.

AMEN

 

Aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom, Kapitel 12

Die angemessene Antwort auf Gottes Erbarmen

1 Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.

2 Richtet euch nicht länger nach ´den Maßstäben` dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.

Vielfalt der Gaben und Aufgaben in der Gemeinde

3 Ich rufe daher aufgrund der Vollmacht, die Gott mir in seiner Gnade gegeben hat, jeden Einzelnen von euch zu nüchterner Selbsteinschätzung auf. Keiner soll mehr von sich halten, als angemessen ist. Maßstab für die richtige Selbsteinschätzung ist der Glaube, den Gott jedem in einem bestimmten Maß zugeteilt hat.

4 Es ist wie bei unserem Körper: Er besteht aus vielen Körperteilen, die einen einzigen Leib bilden und von denen doch jeder seine besondere Aufgabe hat.

5 Genauso sind wir alle – wie viele ´und wie unterschiedlich` wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen.

6 Denn die Gaben, die Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat, sind verschieden. Wenn jemand die Gabe des prophetischen Redens hat, ist es seine Aufgabe, sie in Übereinstimmung mit dem Glauben zu gebrauchen.

7 Wenn jemand die Gabe hat, einen praktischen Dienst auszuüben, soll er diese Gabe einsetzen. Wenn jemand die Gabe des Lehrens hat, ist es seine Aufgabe zu lehren. 8 Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, soll er anderen seelsorgerlich helfen. Wer andere materiell unterstützt, soll es uneigennützig tun. Wer für andere Verantwortung trägt, soll es nicht an der nötigen Hingabe fehlen lassen. Wer sich um die kümmert, die in Not sind, soll es mit fröhlichem Herzen tun.

 

Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.

 Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.

 Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden:
komme, wen dürstet, und trinke, wer will!
Holet für euren so giftigen Schaden
Gnade aus dieser unendlichen Füll!
Hier kann das Herze sich laben und baden.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.

 Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Hochgelobt sei der erbarmende Gott,
der uns den Ursprung des Segens gegeben;
dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod.
Selig, die ihm sich beständig ergeben!
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.

 

Aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 3

13 Auch Jesus kam aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.

14 Johannes wehrte sich entschieden dagegen: »Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?«

15 Aber Jesus gab ihm zur Antwort: »Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert.« Da willigte Johannes ein.

16 In dem Augenblick, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, öffnete sich über ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. 17 Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.«

 

Glaubensbekenntnis

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Dietrich Bonhoeffer

 

Strahlen brechen viele aus einem Licht.   
Unser Licht heißt Christus. 
Strahlen brechen viele aus einem Licht –   
und wir sind eins durch ihn.

Zweige wachsen viele aus einem Stamm.   
Unser Stamm heißt Christus. 
Zweige wachsen viele aus einem Stamm –   
und wir sind eins durch ihn.

Gaben gibt es viele, Liebe vereint.   
Liebe schenkt uns Christus.   
Gaben gibt es viele, Liebe vereint –   
und wir sind eins durch ihn.

Dienste leben viele aus einem Geist,   
Geist von Jesus Christus.   
Dienste leben viele aus einem Geist –   
und wir sind eins durch ihn.

Glieder sind es viele, doch nur ein Leib.   
Wir sind Glieder Christi.   
Glieder sind es viele, doch nur ein Leib –   
und wir sind eins durch ihn.

 

Gedanken zur Barmherzigkeit

Von Boris Johnson, dem englischen Premierminister, heißt es, dass er Kompromisse verabscheut. Kompromisse sind für ihn nichts anderes als Niederlagen.

Wer würde auch bei einem Fußballspiel oder Tennismatch je über einen Kompromiss nachdenken. Entweder der Punkt gehört meinem Team oder der anderen Seite. Am Ende des Spiels heißt es: gewonnen oder verloren. Auch ein Unentschieden ist ja kein Kompromiss.

Doch Tarifverhandlungen, demokratisches Ringen oder auch eine Familienrunde, die über das nächste Urlaubsziel entscheidet, sind keine Sportarena. Klug, wer in eine Verhandlung mit etwas Verhandlungsspielraum geht, so dass da etwas ist, was man geben kann, um anderes zu erreichen. Klug auch, wer gelernt hat bei Verhandlungen niemanden zu beschämen, sondern einen Raum schafft, in dem alle Beteiligten ohne Gesichtsverlust vom Platz gehen können. Wo es hakt, wo Positionen gegeneinander stehen oder da, wo es um gravierende Entscheidungen geht, ist das kein leichter Weg. Doch immer wieder gelingt es, in der Wahl zwischen A und B noch Lösung C oder D oder E zu entwickeln.

Auch verlieren können muss dabei gelernt sein, so haben wir es in diesen Tagen mit Blick auf die verstörenden Ereignisse in den USA erleben können. Keine Kompromisse, keine Zugeständnisse, es kann nur einen Helden geben in diesem Spiel. Ein Spiel, das ja in Wirklichkeit gar kein Spiel ist, sondern der Ort, an dem über die Lebens- und Rahmenbedingen von Millionen Menschen entschieden wird.

Wo so gedacht und gehandelt wird, wird wird knallhart bis zum Ende auf Sieg oder Niederlage gespielt. Da bleibt wenig Platz für Zwischentöne, höhere Werte, die Not der Anderen oder die Interessen des Gemeinwohls.

Unbarmherzigkeit oder auch Gnadenlosigkeit, wir spüren sie da, wo wir mal eben knallhart über den Tisch gezogen werden. Zu lange gezögert, nicht tough genug, die Lage nicht schnell genug überblickt und BAMM, verloren. Was beim Spielabend unter Freunden einerseits ärgerlich, aber am Ende doch ganz witzig ist, ist es im „echten“ Leben überhaupt nicht.

Unbarmherzigkeit oder auch Gnadenlosigkeit, wir spüren sie da, wo wir schon vor dem ersten Satz ahnen, dass wir keine Chance haben. Verloren schon vor dem Spiel. So wundert es nicht, dass sich das Wort „Barmherzigkeit“ oder „barmherzig sein“ oft mit Außenseitern oder Schwachen verbindet.

Der barmherzige Samariter als Sinnbild für den, der sich einem Opfer von Unrecht und Gewalt zuwendet. Barmherzigkeit, das Herz warm halten, sich nicht von eigenen Vorurteilen leiten lassen, sondern immer wieder genau hinsehen, wer hier Gefahr läuft „unter die Räuber“ zu geraten, so lässt es sich positiv formulieren. Barmherzigkeit, das Herz warm halten für die Menschen, die bedürftig sind. Ein solcher Mensch kann sich nicht mehr in der eigenen Hand bergen, muss die Hand ausstrecken und darauf hoffen, dass jemand sie ergreift.

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. So die Jahreslosung. Sie erinnert daran, dass zum Christ sein auch die Nächstenliebe gehört. Sie erinnert jedoch auch daran, dass jeder Mensch jederzeit, auch bei voller Leistungskraft, bedürftig ist. Dass wir alle von Voraussetzungen leben, dir wir selbst nicht schaffen können. Dass wir täglich darauf angewiesen sind, dass andere mit uns tun, sich uns zuwenden und bereit sind unsere kleinen und größeren Macken mit uns zu tragen. Dass wir mit Würde und Respekt behandelt werden und dass die Möglichkeit haben unsere Fähigkeiten zum Wohl einer konkreten Aufgabe oder eines größeren Ganzen einbringen können.

Vor allem heißt es, dass wir wissen, dass es ein Geschenk – oder biblisch gesprochen eine Gnade – ist, dass Gott sich jeder und jedem von uns in unserer ganzen Brüchigkeit und Begrenztheit immer neu zuwendet.

Und wie notwendig das ist, erleben wir gerade in diesen Zeiten der Pandemie. Wir erleben, dass Politikerinnen und Politiker Fehler einräumen. Wir erleben, dass zwischen Wahlkampftaktik und Wohl der Menschen gerungen wird. Wir erleben Hilflosigkeit und zugleich auch die Bereitschaft sich Rat zu holen und Verantwortung zu übernehmen. Wir erleben die Brüchigkeit unseres Lebens und die Möglichkeiten damit umzugehen und ihnen nicht auszuweichen.

Auch Paulus spricht in seinem Brief an die Gemeinde in Rom von Barmherzigkeit. Wer verstanden hat, wer glaubt, dass Gott unsere Quelle der Barmherzigkeit ist, aus der wir schöpfen können, damit unser Herz für andere, aber auch für uns selbst warm bleibt und nicht kalt wird, hat das Folgen für unseren Alltag.

Es ist dann der Alltag, der zum Gottesdienst wird. Unsere Arbeit, unsere tägliche Aufgabe kann so zum Gottesdienst im Alltag werden und dabei ist es egal, worin meine tägliche Aufgabe besteht.

Gottesdienst ereignet sich da, wo jemand in diesem Sinne seine Geschäftspartnerin nicht übervorteilt, im Nachbarschaftsstreit nach Wegen angemessenen Lösungen sucht oder auch nervige Schülerinnen und Schüler nicht abstempelt.

Eigentlich wissen wir das doch, was geboten ist. Eigentlich wissen wir auch, was gut und richtig wäre. Eigentlich wissen wir auch, wo wir als Gesellschaft, als Teil Europas oder uch als Weltgemeinschaft gerade schuldig werden, weil wir wegsehen. Und wir wissen auch, dass es Dilemmata gibt, mit denen wir umgehen müssen.

Und was wir auch wissen ist, dass wir manchmal eine Pause, einen Sonntag brauchen, an dem wir unsere Begrenztheit, unsere Erschöpfung und den Wunsch nach Leichtigkeit und Unbeschwertheit feiern möchten. Wir wissen, dass wir Auftanken müssen, um Barmherzigkeit sein zu können. Und wir sind eingeladen auch an diesem Sonntag aufzutanken: „Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden: komme wen dürstet und trinke wer will! Holet für euren so giftigen Schaden Gnade aus dieser unendlichen Füll! Hier kann das Herze sich laben und baden. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.“ ( EG 66,7)

 

Mit frisch entspanntem Herz können wir so in die neue Woche gehen, wo der Alltag uns einlädt. Wir können es tun in dem Wissen, dass uns nicht alles gelingen wird doch, dass mit uns eine Vergebung geht, die uns die Kraft schenkt, es immer neu zu versuchen mit uns und mit anderen barmherzig zu sein.

AMEN

 

Kein Lied, dafür ein Gedicht von Heinz Kattner

Heiliger Geist

Der helle Streifen aus Licht
manchmal gleitet er durch die Gedanken.
Verwandelt die Schwere
die eben noch auf den Bewegungen lag
und den Blick so niederdrückte.

Dann warte nicht, zeig das Versprechen,
geh mit offenem Gesicht:
einer, der lächelt in der Wüste
einer, der sich bewegt, als folgte er einer
vorausfliegenden Freude.

Der helle Streifen aus Licht
reicht vom Kopf übers Herz in die Hand
und will weiter von Mund zu Mund
von Herz zu Herz, von Hand zu Hand
will Lust zärtlich weitergeben und
zärtlich dem Schmerz begegnen.

Du, Menschenkind, weißt nicht wie es kam.

 

Gebet

In der Stille Gott, bringe ich vor dich, was mich bewegt.

Ich halte dir meine Hand hin mit meinen Fragen, meinen Sorgen und meinen Hoffnungen.

 

Vaterunser

In der Gewissheit auch in diesem Augenblick mit anderen in dir verbunden zu sein, spreche ich die Worte, die Jesus Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

Segen

Und der Friede Gottes, der größer ist als alles, was wir zur Sache des Friedens zu denken wagen, halte unseren Verstand wach und unsere Hoffnung groß.

So segne uns Gott, der barmherzige und allmächtige. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN