Markus*, die Fledermäuse und die Zukunft

Foto vom Film-Abend im Pastoratsgarten„Und wie bist du die Fledermäuse in der Kirche wieder losgeworden?“ wird der Pfarrer gefragt. „Ich habe sie getauft und konfirmiert. Da haben sie dann die Kirche von sich aus verlassen.“ antwortet der Pastor.

Das ist ein Witz.

Kein Witz: Markus ist 14, frisch konfirmiert und: Noch da.

Zum Beispiel an einem Samstagnachmittag im September. Heute ist Spieleabend und da fehlt Markus eigentlich nie. Im Gemeindehaus sind zu wenig Stühle, also machen wir uns zusammen auf den Weg in die Kirche um Stühle von dort ins Gemeindehaus zu tragen. Markus murrt nicht, stattdessen reden wir über dies und das. Und im Vorraum der Kirche bleibt Markus kurz stehen und sagt – ganz nebenbei – „Ich freu mich schon voll auf das Café.“ Ich will gerade nachfragen, aber da ist er schon beim nächsten Thema und ich freue mich einfach mit ihm.

Ein Samstag im Sommer am Bauwagen in Aumühle. Neben einigen anderen Jugendlichen und Erwachsenen ist auch Markus da. 2-3 Stunden entrosten. Ich finde es unfassbar anstrengend und merke, wie ich versuche mich selbst zu motivieren indem ich laut sage: „Bald ist das ja geschafft mit dem Rost und dann geht es ans Aufbauen und die Innenausstattung.“ Und Markus sagt: „Ich find entrosten super!“

Markus ist da, er packt an und er freut sich. Und ich freu mich darüber.

An einem Spätnachmittag gehe ich in den Pastoratsgarten und neben vielen anderen fleißigen Keramik-Töpferinnen sehe ich auch Markus. Er zeigt mir sein Werk und überzeugt mich schließlich selbst eine Tasse zu bemalen. Dann keimt plötzlich eine Frage in mir: Beschäftige ich mich hier wirklich gerade mit Keramik? „Übrigens letztes Wochenende beim Teamercard-Treffen haben wir in Hamburg Mr. X gespielt. Unsere Gruppe hat gewonnen!“ sagt Markus. Später wird er helfen die Leinwand für den Open-Air-Kinoabend aufzubauen und den Grill anzumachen. Gegen Ende spielt er die Cajon, während einige Jugendliche „Über den Wolken“ singen.

Markus ist da, er packt mit an und er freut sich. Und ich freu mich darüber.

An einem etwas zurückliegenden Abend im Frühjahr war Markus noch Konfi. Zusammen mit ein paar anderen Jugendlichen war er bei einer Art Visions-Workshop dabei: Was wünscht Ihr Jugendlichen Euch? Worauf habt Ihr Lust? Was sollten wir mehr machen, was sollten wir lassen? Markus packt einen selbstgemachten Glückskeks aus. Auf seinem Zettel steht „Großes Unglück zieht herauf! Aber keine Sorge: Dich betrifft es nicht, du hast ja einen Glückskeks!“

Bei diesem Visionsworkshop stellen wir auch die Frage nach den Fledermäusen: „Was müssten wir eigentlich tun, um Euch so schnell wie möglich loszuwerden?“

„Vergessen, dass wir vielleicht auch in 60 oder 70 Jahren noch hier sein möchten.“ – sagt Markus und nimmt sich noch einen Glückskeks.

SW
* Markus heißt natürlich nicht Markus. Sondern anders.