Kirche ist. Trotzdem! – Von Schafen, Hirten und von fetter Weide

Ein Sofa-Gottesdienst zum Hirten-Sonntag Misericordias Domini

 

Zu Beginn

Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Gott möge das, was uns auf der Seele liegt,
wegrollen wie den Stein vor Jesu Grab.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

 

Den ganzen Gottesdienst mit Psalm, Lesung, Predigt, allen Liedern und Gebeten als pdf zum Download oder hier …

Lied: Wir wollen alle fröhlich sein, EG 100

1. Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit‘. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

2. Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist; ihm sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

3. Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

4. Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

 

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des HERRN immerdar.

 

Liedstrophe: Wir wollen alle fröhlich sein, EG 100

5. Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

 

Lesung aus Johannes 10,11-16

Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

 

Predigt zu Ezechiel 34,1-16.31

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da war und der da ist und der da kommt. Amen.

 

Manchmal

Obwohl manche sagen: Träume sind Schäume. Und wer Visionen hat,

der soll zum Arzt gehen. Und lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

Manchmal, da träume ich. Obwohl manche sagen: Was nützen die Gedanken, wenn das Leben anders aussieht. Was soll die Fantasie?

Davon wird die Welt nicht besser. Wer braucht schon Illusionen und Chimären? Du bist weltfremd. Du bist entrückt. Du bist ein Träumer.

Und dann ein sanftes Lächeln. Und um das Lächeln legt sich Mitleid.

Doch manchmal, da träume ich. Trotzdem. Denn Ostern war auch trotzdem. Und aus dem Tod wurde das Leben. Trotzdem.

 

Spatzen UND Tauben – Ich

Ich habe einen Traum. Ich bin ein freier Mensch. Und ich lebe in einem freien Land. Morgens klingelt der Wecker. Und ich mache das Licht an. Ich drehe den Wasserhahn auf. Frisches Wasser stillt den Durst. Am gedeckten Tisch esse ich mein Brot. Ich arbeite. So wie die anderen. Weil ich will. Und ich habe frei. Weil ich mehr bin als ein Arbeiter. Ich lebe. Und mache mir keine Sorgen um morgen.

 

Spatzen UND Tauben – Wir

Ich schaue Nachrichten. Hier ist was Schlimmes passiert. Und da was Gutes. Aber das Gute überwiegt. Und am Schluss sagt der Sprecher: Eine geruhsame Nacht. Wir halten zusammen. Und dann können alle schlafen.

Auf Twitter und Facebook hetzt niemand mehr gegen den anderen. Man kann sagen, was man denkt. Aber man ist gnädig miteinander und vernünftig.

Und an den Stammtischen in den Kneipen sagt keiner mehr: Die Arbeitslosen liegen uns auf der Tasche. Und: Die Flüchtlinge kriegen alles. Mir gibt ja auch keiner was. Diese lauten Sätze gibt es nicht. Stattdessen gibts vielleicht ja diese leisen Sätze: Wir sind Schafe einer Herde. Schafe auf einer wirklich, WIRKLICH, fetten Weide. Und niemand muss Angst haben, dass ein anderer ihm den Grashalm wegfrisst.

Jeder kann lernen. Jeder kann studieren. Jeder kann werden, was er, was sie will. Der Lohn kommt pünktlich. Jeden Monat. Es ist genug. Genug zum Leben. Für alle.

 

Spatzen und Tauben – Liebe

Und sehe Männer. Sehe Frauen. Wie sie spazieren gehen in der Sonne, unter Bäumen, oder am Strand. Und sie halten Händchen, oder nicht. Sie lachen. Sie küssen. Sie reden. Sie planen ihre Zukunft. Zusammen. Und keiner guckt. Und keiner spottet. Und jeder kann lieben, wen er und wen sie liebt. Und keiner sagt: Ihr dürft das. Aber ihr, ihr dürft das nicht. Und wenn jemand allein bleiben möchte, dann ist das so. Und keiner wundert sich.

 

Spatzen UND Tauben – Jugend

Und ich gehe vorbei an Spielplätzen und an Fußball- und an Hockeyplätzen. An Schulen und Kitas. Ich sehe Kinder spielen und lernen und die Welt entdecken. Sie können Kind sein. Sie haben Zeit

für Blödsinn, für Matsch und fürs Versteckenspielen. Und sie haben eine Zukunft. Sie werden hineingeboren in Sicherheit und Geborgenheit. Sie wachsen auf in einem richtigen Zuhause. Sie müssen nicht mehr in Kriegen kämpfen, die Erwachsene angezettelt haben. Sie müssen nicht mehr fliehen, nicht mehr um ihr junges Leben fürchten, nicht mehr allein sein, weil ihre Eltern nicht mehr sind. Sie haben Freundinnen und Freunde, Verwandte, Oma, Opa, Onkel, Tanten, Es gibt Menschen an ihrer Seite, die sie lieben.

Einfach so.

 

Spatzen UND Träume – heil sein

Und ich gehe über lange, helle Flure. Und rechts und links sind Zimmer, mit Menschen in Betten. Sie liegen, mit Angst, mit Unsicherheit, manchmal Schmerzen und mit bohrenden Fragen:

Warum ich? Vielleicht humpeln sie. Vielleicht sehen sie nur noch mit einem Auge. Vielleicht dürfen sie nicht alles essen, keine Schokolade, kein Zucker oder Mehl, weil sonst die Krankheit und die Schmerzen wiederkommen. Aber Lebenslust und Lebensmut, Hoffnung und Lachen, die sind trotzdem da. Trotzdem und trotzig und allem zum Trotz. Denn sie wissen: ihr Leben ist wertvoll. So wie es ist. Und sie selbst sind es auch.

Es gibt Ärzte und Schwestern und Pfleger, die Zeit haben. Denn die Zeit ist für den Menschen da. Sie behandeln nicht den Tumor, oder die Hüfte, oder Hormone, oder klinische Daten, sondern wirklich den Menschen. Es gibt Verwandte und Bekannte, die genug Zeit haben, sich zu kümmern. Und vor allem genug Kraft. Und wenn die Kraft nicht mehr da ist, dann gibt es Worte der Hoffnung für sie. Worte, die trösten, die die Seele berühren, Worte, die in den Arm nehmen.

Es gibt Hände, die anpacken und helfen. Und es gibt Hände, die ihre Hände manchmal einfach nur halten: Du bist nicht allein.

Es gibt den Tod. Aber es gibt nicht die Angst davor. Denn es gibt einen der dir sagt: Der Tod ist nicht, wie wenn einer das Licht ausmacht. Der Tod ist mehr wie eine Tür. Und dahinter sind keine Tränen mehr. Dahinter, da wartet einer auf dich.

 

Spatzen UND Tauben – Glauben

Und ich sitze am Laptop. Und ich sehe ihn, inmitten der Menschen,

die Mikrofone vor ihm. Und ich höre wie er sagt: I have a dream.

Dass meine vier Kinder eines Tages nicht danach beurteilt werden,

welche Hautfarbe sie haben, sondern danach, welchen Charakter sie haben. Dass Menschen ihren Glauben leben können, seien sie Juden, Katholiken, Lutheraner, Reformierte und Unierte, Kopten, Orthodoxe, Shiiten und Suniten …

Und dass sie sich irgendwann die Hände reichen. Keine Waffen mehr. Kein Terror. Kein morden für Gott. Kein morden wegen Gott.

I have a dream. Und dieser Traum wird wirklich wahr. Und es gilt endlich, was immer alle sagen: dass die Würde eines Menschen unantastbar ist.

 

Wenn Gott träumt – Vision

Träume sind Schäume. Und wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen. Aber ich träume trotzdem. Denn Ostern war auch trotzdem

Und aus dem Tod wurde das Leben. Trotzdem. Darum hört ihr Schafe. Und hört ihr Hirten. Hört des Herren Wort:

So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Weil meine Schafe zum Raub geworden sind und meine Herde zum Fraß für alle wilden Tiere, weil sie keinen Hirten hatten und meine Hirten nach meiner Herde nicht fragten, sondern die Hirten sich selbst weideten, aber meine Schafe nicht weideten, darum, ihr Hirten, hört des HERRN Wort! So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen. Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. Ich will sie aus den Völkern herausführen und aus den Ländern sammeln und will sie in ihr Land bringen und will sie weiden auf den Bergen Israels, in den Tälern und wo immer sie wohnen im Lande. Ich will sie auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in Israel sollen ihre Auen sein; da werden sie auf guten Auen lagern und fette Weide haben auf den Bergen Israels. Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr. (Ez 34,1-16.31)

Amen.

 

Lied: Jesu, meine Freude, EG 396

1. Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier,
ach wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden

nichts sonst Liebers werden.

2. Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei.
Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei.
Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sund und Hölle schrecken,

Jesus will mich decken.

3. Trotz dem alten Drachen, trotz dem Todesrachen, trotz der Furcht dazu!
Tobe, Welt, und springe; ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält mich in acht; Erd und Abgrund muss verstummen,

ob sie noch so brummen.

 

6. Weicht, ihr Trauergeister! Denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn, dennoch bleibst du auch im Leide,

Jesu, meine Freude.

 

Gebet

Ewiger Gott, du suchst nach denen, die verloren sind und heilst die, die Heilung brauchen.

Du tröstest die, die weinen. Du machst stark, die schwach sind. Du bist der Hirte, der lebt für seine Herde.

Wir bitten dich: Führe zum frischen Wasser alle, die Durst haben nach Frieden, die Durst haben nach Gerechtigkeit, alle, die abwaschen wollen, was sie belastet.

Erquicke die Seelen derer, die sich nach Zuwendung und Liebe sehnen, die morgens mit schwerem Herzen aufwachen, und die abends mit Sorgen einschlafen.

Führe auf rechter Straße alle, die nach Orientierung suchen, die nach Sinn fragen und nach Warum, die nach neuen Wegen suchen.

Sei du bei denen, die wandern im finstern Tal, bei denen, die trauern, bei denen, die sich allein fühlen, bei denen, die krank sind.

Schenke du voll ein, denen, die einen neuen Aufbrauch im Leben wagen, die ihren Platz im Leben gefunden haben, denen, die um deinen Segen bitten.

Du bist der Hirte. Mir wird nichts mangeln. Und ich werden bleiben in deinem Haus. Immerdar. Amen.

 

Vaterunser

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden,
in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse leuchten das Angesicht über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe das Angesicht auf dich
und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

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Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Joh 10*

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